Sorry, ich habe es nicht früher geschafft. Musste erst meine Wunden lecken, ein bisschen reflektieren – und dann gibt es ja auch noch diese ganzen lästigen Alltagssachen, wie z.B. Arbeit … Dennoch, auch wenn die Wahl jetzt schon eine Weile her ist, hier als Abbinder noch einmal die angekündigte Analyse, vielleicht ja gar nicht so schlecht, dass da jetzt ein bisschen Abstand ist. Ist wie immer ganz schön lang geworden, sorry. Deshalb unterteile ich das in drei Posts, vielleicht ist das dann verdaulicher.
1. Wie wettet man auf politische Ereignisse?
Keine Ahnung so genau, aber aus meiner Sicht spielen vor allem drei Faktoren eine Rolle:
1. Umfragen
Sind die verlässlich? Geht so. Zumindest wechselnd. In sehr vielen Fällen liegen Umfragen recht nahe am Endergebnis, natürlich umso verlässlicher, je näher sie am Wahltag liegen. Dabei gilt für mich: eine einzige Umfrage sagt so gut wie gar nichts. Aber zehn Umfragen, die in die gleiche Richtung deuten oder zumindest eine Dynamik aufzeigen, sagen eben doch schon etwas. Damit kann man immer noch ordentlich auf die Nase fallen, aber Umfragen nicht zu beachten, wäre schon arg fahrlässig.
2. Inhaltliche Aspekte
Da spielen Faktoren eine Rolle wie die Einschätzung der Kandidaten, X zusätzliche Faktoren, die von Wahl zu Wahl unterschiedlich sein können, die Bedeutung der Themen usw. usw. Ich glaube, da hat man bei Politik-Wetten zumindest meistens mehr Chancen als in vielen anderen Feldern, zumindest wenn man sich ein bisschen auf dem Laufenden hält. Eben weil die Bookies sich eben meistens nicht wirklich gut auskennen, sondern offenbar meistens auf Basis der Umfragen quotieren. Beim Fußball oder Basketball ist ja in den großen Ligen meistens nicht wirklich was zu holen, weil die Bookies da eine riesige Datenbasis haben, um Wahrscheinlichkeiten zu errechnen. Power ist in Island und im Baltikum ja deshalb so erfolgreich, weil er Dinge weiß, die die Bookies nicht berücksichtigen. So ähnlich ist das meiner Meinung nach bei Politik-Wetten auch. Man hat die Chance Dinge in die Einschätzung einfließen zu lassen, von denen die Bookies keine Ahnung haben.
3. Abschätzen von Entwicklungen
Auch hier sehe ich einen großen Unterschied zu den großen Publikumssportarten, bei denen mir niemand erzählen kann, er könnte die Spieldynamik gescheit voraussagen. Das ist bei Politikwetten oft anders. Deshalb habe ich ja in meinen Beiträgen sehr oft von der Dynamik gesprochen – eben weil ein Ereignis und noch ein Ereignis usw. vorab absehbar sein können und man dann mit etwas Überlegung durchaus kombinieren kann, was vermutlich als nächstes passiert.
2. Was war meine Prognose?
Ich fand klar, dass nach dem Ausscheiden Bidens die Karten neu gemischt werden und Harris eine realistische Chance hat. Ich habe von Anfang an und wiederholt gesagt, dass sie nicht die beste Kandidatin ist und in einer regulären Primary auf keinen Fall die Kandidatur gewonnen hätte. Aber es war spürbar, dass sich im Demokratischen Lager große Erleichterung breit gemacht hat, mit einer frischen Kandidatin antreten zu können und sich so auch eine durchaus spürbare Euphorie entwickelt hat. Zugleich war klar, dass Trump ein durchaus schlagbarer Gegner ist. Trump ist immer extrem kontrovers gesehen worden, Trump hatte 2016 und 2020 die Popular Vote deutlich verloren, er hat die Midterms 2018 krachend verloren, 2022 konnten die Republikaner mit ihm als Gallionsfigur ebenfalls nicht gewinnen. Trump hatte also nach oben immer einen Deckel. Bei den Vorwahlen in diesem Jahr hatte seine letzte Gegenspielerin Nikky Haley in den einzelnen Bundesstaaten immer noch 15-20% der Stimmen, selbst nachdem sie schon aus dem Rennen ausgestiegen war. Die Botschaft ist dann ja relativ klar: selbst ein wesentlicher Teil der Republikaner hat keinen Bock auf den.
Meine Prognose für die Dynamik im Wahlkampf war: Harris holt in den Umfragen auf, Trump wird nervös und macht Trump-Dinge. Dann gab es absehbar ein paar Ereignisse, die Harris Rückenwind geben würden, nämlich die Nominierung des VP und der Parteitag, es war klar, dass Trump dann noch mehr Trump-Dinge tun würde und das der Altersunterschied eine Rolle spielen würde. Dann würden die Debatten kommen, bei denen auch offensichtlich war, dass Trump im Nachteil ist. Na ja, und insgesamt habe ich die Dynamik so gesehen, dass Trump mit seiner Base-only-Strategie immer extremer und abgedrehter werden muss und sich die Leute, die ihn vor vier Jahren aus dem Amt gewählt haben, nochmal an die Gründe dafür erinnern.
Unter dem Strich war meine Kalkulation also immer, dass es für Harris ausreichen dürfte grobe Fehler zu vermeiden. Als entscheidend habe ich immer gesehen, dass Trump als Kandidat so abgedreht und so undiszipliniert ist, dass er sich selbst schlägt, so wie er das ja bei vergangenen Wahlen auch hinbekommen hat.
3. Was ist im Wahlkampf dann tatsächlich passiert?
Wenn man am Ende so deutlich daneben gelegen hat, klingt es wahrscheinlich ordentlich trotzig wenn ich sage, dass ziemlich viele Dinge fast exakt nach Drehbuch gelaufen sind.
Harris (und ihr Team) hat meiner Meinung nach angesichts der Umstände unter dem Strich einen guten, wenn auch nicht sehr guten Wahlkampf geführt. Viele Dinge sind aus meiner Sicht richtig gelaufen: der DNC war gut choreographiert, sie hat dort und zu anderen Gelegenheiten sehr gute Reden gehalten, Tim Walz als VP-Pick fand ich sehr überzeugend, wie sie Trump in der Debatte zerlegt hat war grandios. Und all das hat sich dann in Maßgrößen gespiegelt, die gemeinhin als relevant gelten: ihre Umfragen waren gut (zumindest gemessen am Basis-Niveau der Biden-Zeit), der Enthusiasmus unter den Demokraten war viel höher als bei den Republikanern, die Veranstaltungen waren deutlich besser besucht, es gab viele Freiwillige, es gab ein ausgesprochen hohes Spendenaufkommen.
Und auf der anderen Seite hat Trump ziemlich genau das gemacht, was absehbar war. Er hat letztendlich einen extrem monothematischen Wahlkampf geführt, der fast ausschließlich auf die Grenzpolitik ausgerichtet war. Und dabei hat er einfach grotesk überzeichnet. Und ansonsten hat er halt den unberechenbaren, undisziplinierten Freak gegeben. Sein VP-Pick war eher eine Last als ein Plus. Seine Rallys waren halt wie üblich Oppa Donalds Märchenstunde und es gibt sehr glaubwürdige Berichte, wonach selbst seine Berater ihn gehasst haben (u.a. wegen seiner Undiszipliniertheit). Bezeichnend diese völlig bizzare Veranstaltung, wo er nach einer Weile sagt, die Sachfragen würden eh niemanden interessieren und dann eine geschlagene halbe Stunde zu einer schlechten Playlist auf der Bühne schunkelt.
4. Die letzte Woche
In der letzten Woche sind eine ganze Menge Dinge passiert, die genau in mein Denkschema gepasst haben.
Zum einen gab es diese Republikaner-Veranstaltung im Madison Quare Garden, die jeden nochmal daran erinnert hat, dass die Republikaner nur noch ein Haufen Extremer und Rassisten sind. Zudem gab es diese Trump-Äußerungen, wo er darüber phantasiert, wie es sich wohl anfühlen würde Liz Cheney vor 9 Gewehrläufe zu platzieren oder wo er erzählt, es würde ihm gar nichts ausmachen, wenn man ein paar von den Journalisten, die bei seiner Veranstaltung waren erschießen würde.
Zugleich hat Harris vor allem in der letzten Woche noch einmal sehr gezielt um die moderaten Republikaner geworben. Die Message war sehr klar, eine Präsidentin für alle Amerikaner sein zu wollen. Ich fand diese auf Versöhnung und Einigung ausgerichtete Botschaft sehr nachvollziehbar und auch gut umgesetzt (he has an enemy list, I have a to-do-list …).
In den Umfragen gab es aus meiner Sicht niemals einen entscheidenden Schwenk in eine Richtung. Vier Wochen vor der Wahl ist das Pendel ein bisschen in Richtung Trump geschwenkt. Aber es gab fast den ganzen Wahlkampf über Zahlen, die jedes Ergebnis denkbar erscheinen ließen, auch einen klaren Harris-Sieg. In jedem der großen Fernsehnetworks, auch bei Fox, war die immer wiederkehrende Formulierung „it will be close, it will be very close“.
Ganz kurz vor der Wahl kam dann die Iowa-Umfrage der sehr angesehenen Polling-Veteranin Ann Selzer raus, die Harris vorne gesehen hatte. Der Punkt daran war nicht Iowa als solches, sondern dass dann entsprechende Wählergruppen in Wisconsin und Michigan ähnlich wählen würden. Außerdem gab es die Berichte über eine hohe Zahl von Frühwählern und Briefwählern, dabei einem sehr hohen Frauenanteil, was gemeinhin als Vorteil für Harris gesehen wurde. Zusammen mit der Dynamik der letzten Woche hat das dazu geführt, dass ich am Montagabend vor der Wahl sehr sehr optimistisch ins Bett gegangen bin. Ein enges Rennen, eine Dynamik, die für Harris spricht und ein anerkanntermaßen überlegenes Ground Game, das sprach für mich alles für einen knappen, aber überzeugenden Sieg der Demokraten – im Grunde habe ich das Ergebnis gerade andersherum erwartet. Interessanterweise hat auch die Trump-Kampagne in der letzten Woche auf den Panik-Modus umgeswitcht. Wie gesagt, es gibt sehr glaubwürdige Berichte darüber, dass das Trump-Team selbst nicht wirklich an einen Sieg geglaubt hat. Und dass die in der letzten Woche massiv das Narrativ vom Wahlbetrug in die Welt gesetzt haben, der sich da schon wieder abspielt, lässt sich ja nur als vorbeugende Maßnahme interpretieren. Die waren da schlicht schon auf der Suche nach Ausreden.
Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich versuche hier nicht im Nachhinein eine krass verlorene Wette zu einer gewonnenen Wette umzuquatschen. Aber es gab es sehr gute Gründe für meine Annahmen, das sehe ich heute noch immer so.
1. Wie wettet man auf politische Ereignisse?
Keine Ahnung so genau, aber aus meiner Sicht spielen vor allem drei Faktoren eine Rolle:
1. Umfragen
Sind die verlässlich? Geht so. Zumindest wechselnd. In sehr vielen Fällen liegen Umfragen recht nahe am Endergebnis, natürlich umso verlässlicher, je näher sie am Wahltag liegen. Dabei gilt für mich: eine einzige Umfrage sagt so gut wie gar nichts. Aber zehn Umfragen, die in die gleiche Richtung deuten oder zumindest eine Dynamik aufzeigen, sagen eben doch schon etwas. Damit kann man immer noch ordentlich auf die Nase fallen, aber Umfragen nicht zu beachten, wäre schon arg fahrlässig.
2. Inhaltliche Aspekte
Da spielen Faktoren eine Rolle wie die Einschätzung der Kandidaten, X zusätzliche Faktoren, die von Wahl zu Wahl unterschiedlich sein können, die Bedeutung der Themen usw. usw. Ich glaube, da hat man bei Politik-Wetten zumindest meistens mehr Chancen als in vielen anderen Feldern, zumindest wenn man sich ein bisschen auf dem Laufenden hält. Eben weil die Bookies sich eben meistens nicht wirklich gut auskennen, sondern offenbar meistens auf Basis der Umfragen quotieren. Beim Fußball oder Basketball ist ja in den großen Ligen meistens nicht wirklich was zu holen, weil die Bookies da eine riesige Datenbasis haben, um Wahrscheinlichkeiten zu errechnen. Power ist in Island und im Baltikum ja deshalb so erfolgreich, weil er Dinge weiß, die die Bookies nicht berücksichtigen. So ähnlich ist das meiner Meinung nach bei Politik-Wetten auch. Man hat die Chance Dinge in die Einschätzung einfließen zu lassen, von denen die Bookies keine Ahnung haben.
3. Abschätzen von Entwicklungen
Auch hier sehe ich einen großen Unterschied zu den großen Publikumssportarten, bei denen mir niemand erzählen kann, er könnte die Spieldynamik gescheit voraussagen. Das ist bei Politikwetten oft anders. Deshalb habe ich ja in meinen Beiträgen sehr oft von der Dynamik gesprochen – eben weil ein Ereignis und noch ein Ereignis usw. vorab absehbar sein können und man dann mit etwas Überlegung durchaus kombinieren kann, was vermutlich als nächstes passiert.
2. Was war meine Prognose?
Ich fand klar, dass nach dem Ausscheiden Bidens die Karten neu gemischt werden und Harris eine realistische Chance hat. Ich habe von Anfang an und wiederholt gesagt, dass sie nicht die beste Kandidatin ist und in einer regulären Primary auf keinen Fall die Kandidatur gewonnen hätte. Aber es war spürbar, dass sich im Demokratischen Lager große Erleichterung breit gemacht hat, mit einer frischen Kandidatin antreten zu können und sich so auch eine durchaus spürbare Euphorie entwickelt hat. Zugleich war klar, dass Trump ein durchaus schlagbarer Gegner ist. Trump ist immer extrem kontrovers gesehen worden, Trump hatte 2016 und 2020 die Popular Vote deutlich verloren, er hat die Midterms 2018 krachend verloren, 2022 konnten die Republikaner mit ihm als Gallionsfigur ebenfalls nicht gewinnen. Trump hatte also nach oben immer einen Deckel. Bei den Vorwahlen in diesem Jahr hatte seine letzte Gegenspielerin Nikky Haley in den einzelnen Bundesstaaten immer noch 15-20% der Stimmen, selbst nachdem sie schon aus dem Rennen ausgestiegen war. Die Botschaft ist dann ja relativ klar: selbst ein wesentlicher Teil der Republikaner hat keinen Bock auf den.
Meine Prognose für die Dynamik im Wahlkampf war: Harris holt in den Umfragen auf, Trump wird nervös und macht Trump-Dinge. Dann gab es absehbar ein paar Ereignisse, die Harris Rückenwind geben würden, nämlich die Nominierung des VP und der Parteitag, es war klar, dass Trump dann noch mehr Trump-Dinge tun würde und das der Altersunterschied eine Rolle spielen würde. Dann würden die Debatten kommen, bei denen auch offensichtlich war, dass Trump im Nachteil ist. Na ja, und insgesamt habe ich die Dynamik so gesehen, dass Trump mit seiner Base-only-Strategie immer extremer und abgedrehter werden muss und sich die Leute, die ihn vor vier Jahren aus dem Amt gewählt haben, nochmal an die Gründe dafür erinnern.
Unter dem Strich war meine Kalkulation also immer, dass es für Harris ausreichen dürfte grobe Fehler zu vermeiden. Als entscheidend habe ich immer gesehen, dass Trump als Kandidat so abgedreht und so undiszipliniert ist, dass er sich selbst schlägt, so wie er das ja bei vergangenen Wahlen auch hinbekommen hat.
3. Was ist im Wahlkampf dann tatsächlich passiert?
Wenn man am Ende so deutlich daneben gelegen hat, klingt es wahrscheinlich ordentlich trotzig wenn ich sage, dass ziemlich viele Dinge fast exakt nach Drehbuch gelaufen sind.
Harris (und ihr Team) hat meiner Meinung nach angesichts der Umstände unter dem Strich einen guten, wenn auch nicht sehr guten Wahlkampf geführt. Viele Dinge sind aus meiner Sicht richtig gelaufen: der DNC war gut choreographiert, sie hat dort und zu anderen Gelegenheiten sehr gute Reden gehalten, Tim Walz als VP-Pick fand ich sehr überzeugend, wie sie Trump in der Debatte zerlegt hat war grandios. Und all das hat sich dann in Maßgrößen gespiegelt, die gemeinhin als relevant gelten: ihre Umfragen waren gut (zumindest gemessen am Basis-Niveau der Biden-Zeit), der Enthusiasmus unter den Demokraten war viel höher als bei den Republikanern, die Veranstaltungen waren deutlich besser besucht, es gab viele Freiwillige, es gab ein ausgesprochen hohes Spendenaufkommen.
Und auf der anderen Seite hat Trump ziemlich genau das gemacht, was absehbar war. Er hat letztendlich einen extrem monothematischen Wahlkampf geführt, der fast ausschließlich auf die Grenzpolitik ausgerichtet war. Und dabei hat er einfach grotesk überzeichnet. Und ansonsten hat er halt den unberechenbaren, undisziplinierten Freak gegeben. Sein VP-Pick war eher eine Last als ein Plus. Seine Rallys waren halt wie üblich Oppa Donalds Märchenstunde und es gibt sehr glaubwürdige Berichte, wonach selbst seine Berater ihn gehasst haben (u.a. wegen seiner Undiszipliniertheit). Bezeichnend diese völlig bizzare Veranstaltung, wo er nach einer Weile sagt, die Sachfragen würden eh niemanden interessieren und dann eine geschlagene halbe Stunde zu einer schlechten Playlist auf der Bühne schunkelt.
4. Die letzte Woche
In der letzten Woche sind eine ganze Menge Dinge passiert, die genau in mein Denkschema gepasst haben.
Zum einen gab es diese Republikaner-Veranstaltung im Madison Quare Garden, die jeden nochmal daran erinnert hat, dass die Republikaner nur noch ein Haufen Extremer und Rassisten sind. Zudem gab es diese Trump-Äußerungen, wo er darüber phantasiert, wie es sich wohl anfühlen würde Liz Cheney vor 9 Gewehrläufe zu platzieren oder wo er erzählt, es würde ihm gar nichts ausmachen, wenn man ein paar von den Journalisten, die bei seiner Veranstaltung waren erschießen würde.
Zugleich hat Harris vor allem in der letzten Woche noch einmal sehr gezielt um die moderaten Republikaner geworben. Die Message war sehr klar, eine Präsidentin für alle Amerikaner sein zu wollen. Ich fand diese auf Versöhnung und Einigung ausgerichtete Botschaft sehr nachvollziehbar und auch gut umgesetzt (he has an enemy list, I have a to-do-list …).
In den Umfragen gab es aus meiner Sicht niemals einen entscheidenden Schwenk in eine Richtung. Vier Wochen vor der Wahl ist das Pendel ein bisschen in Richtung Trump geschwenkt. Aber es gab fast den ganzen Wahlkampf über Zahlen, die jedes Ergebnis denkbar erscheinen ließen, auch einen klaren Harris-Sieg. In jedem der großen Fernsehnetworks, auch bei Fox, war die immer wiederkehrende Formulierung „it will be close, it will be very close“.
Ganz kurz vor der Wahl kam dann die Iowa-Umfrage der sehr angesehenen Polling-Veteranin Ann Selzer raus, die Harris vorne gesehen hatte. Der Punkt daran war nicht Iowa als solches, sondern dass dann entsprechende Wählergruppen in Wisconsin und Michigan ähnlich wählen würden. Außerdem gab es die Berichte über eine hohe Zahl von Frühwählern und Briefwählern, dabei einem sehr hohen Frauenanteil, was gemeinhin als Vorteil für Harris gesehen wurde. Zusammen mit der Dynamik der letzten Woche hat das dazu geführt, dass ich am Montagabend vor der Wahl sehr sehr optimistisch ins Bett gegangen bin. Ein enges Rennen, eine Dynamik, die für Harris spricht und ein anerkanntermaßen überlegenes Ground Game, das sprach für mich alles für einen knappen, aber überzeugenden Sieg der Demokraten – im Grunde habe ich das Ergebnis gerade andersherum erwartet. Interessanterweise hat auch die Trump-Kampagne in der letzten Woche auf den Panik-Modus umgeswitcht. Wie gesagt, es gibt sehr glaubwürdige Berichte darüber, dass das Trump-Team selbst nicht wirklich an einen Sieg geglaubt hat. Und dass die in der letzten Woche massiv das Narrativ vom Wahlbetrug in die Welt gesetzt haben, der sich da schon wieder abspielt, lässt sich ja nur als vorbeugende Maßnahme interpretieren. Die waren da schlicht schon auf der Suche nach Ausreden.
Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich versuche hier nicht im Nachhinein eine krass verlorene Wette zu einer gewonnenen Wette umzuquatschen. Aber es gab es sehr gute Gründe für meine Annahmen, das sehe ich heute noch immer so.
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