Es hängt stark von der Struktur und der Philosophie eines Bookies ab, ob, wie früh und wie stark er profitable Spieler limitiert.
bet365 als einer der umsatzstärksten Anbieter Europas könnte sich eine Limitierungsuntergrenze ohne Weiteres leisten. Zumal viele profitable Spieler auf Drittkonten verzichten könnten, würde eine bestimmte Limitierungsgrenze nicht unterschritten werden. Außerdem könnte b365 das schlaue Kapital nutzen, um nach dem Vorbild von Pinnacle die Effizienz von Quoten zu steigern.
Bei Pferdewetten haben erste Anbieter in UK bereits eine Minimum Bet Rule auf freiwilliger Basis umgesetzt (500 Pfund). Sportwetten könnten eines Tages folgen.
Randbookies hingegen werden nicht umhin kommen, Sharps bei der erstbesten Gelegenheit zu limitieren. Umsätze und Kapitaldecke dürften zu dünn sein, um sie über einen längeren Zeitraum hinweg einfach so gewähren zu lassen.
Zum Thema Limitierungspraxis möchte ich mich mal selbst zitieren aus einer E-Mail, die ich im Vorfeld einer Ministerpräsidentenkonferenz, auf der u.a. über den neuen Glücksspielstaatsvertrag debattiert wurde, an die Ministerpräsidenten geschickt habe:
"Sehr geehrte Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten,
haben Sie sich mit Blick auf Empfehlungen für den Glücksspielstaatsvertrag schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum man nicht nur Problemspieler, sondern auch profitable Spieler schützen sollte? In Debatten über den sogenannten Spielerschutz lese ich stets von der Gruppe der Problem- oder suchtgefährdeten Spieler. Noch nie wurde über die Gruppe der profitablen Spieler gesprochen. Aus eigener langjähriger Erfahrung weiß ich zu berichten, dass Sportwetter, die dem Buchmacher gegenüber erkennen lassen, dass sie langfristig mehr auszahlen als einzahlen, faktisch vom Wettangebot ausgeschlossen werden. Entweder werden die Einsatzlimits auf einstellige Euro- oder gar Cent-Beträge reduziert oder das Spielerkonto wird komplett geschlossen. Warum das aus meiner Sicht problematisch ist, möchte ich Ihnen kurz erläutern.
Zufällig lese ich heute diesen Artikel im Guardian: https://www.theguardian.com/business/2018/nov/21/bet365-denise-coates-paid-herself-an-obscene-265m-in-2017
bet365 gilt als Branchenprimus. Das Unternehmen zählt über 25 Mio. Kunden weltweit. Sie müssen wissen, dass der Erfolg des Unternehmens u.a. auf einer restriktiven Geschäftspolitik gegenüber profitablen Spielern beruht. bet365 hat ausgefeilte Algorithmen entwickelt, die unwirtschaftliche Spieler immer besser und früher identifizieren können, oft wenn diese sich noch in der Verlustzone befinden. Auf der anderen Seite werden Spieler, die als Gambler identifiziert, die also ihr Leben lang mehr ein- als auszahlen werden, mit Boni, Rabattierungen, Cashback-Aktionen und überdurchschnittlichen Einsatzlimits nur so überschüttet.
Mir ist bekannt, dass man sich bei der Ausarbeitung des deutschen Glücksspielstaatsvertrags Gedanken über Einsatz- und Verlustlimits von 1.000 EUR pro Monat gemacht hat. Zum Einsatzlimit kann ich Ihnen sagen, dass dies realitätsfremd ist. Es wird viele Anbieter von einer Bewerbung um eine Lizenz abhalten und den Problemspieler nach Erreichen des Einsatzlimits wieder in die Schattenwirtschaft treiben. Damit würde man am Status quo nicht viel verändern. Ein monatliches Verlustlimit wäre nur dann akzeptabel, wenn es auf der Gegenseite ein monatliches Mindestgewinnlimit für profitable Spieler gäbe.
Meiner Meinung nach ist es nicht zu rechtfertigen, dass der Wettanbieter einerseits den Problemspielern den roten Teppich ausrollt, während profitable Spieler bei der erstbesten Gelegenheit vor die Tür gesetzt werden. Das ist Rosinenpickerei. Die Glücksspielindustrie verweist hierzu auf die Vertragsfreiheit. Ich bin entschieden der Meinung, dass das Glücksspiel als gesonderter, wirtschaftlicher Bereich betrachtet werden muss, für den gewöhnliche Rechtsgrundsätze der freien Geschäftswelt nicht eins zu eins anwendbar sind.
Verweigert ein Kaufmann einem Verbraucher das Zustandekommen eines Kaufvertrags, so trägt nur der Kaufmann einen wirtschaftlichen Schaden davon. Diese Rechtslogik funktioniert beim Glücksspiel nicht. Glücksspiel ist kein Bereich, wo Wertschöpfung stattfindet. Es wird nie eine Win-Win-Situation geben, sondern immer nur eine Win-Lose- oder eine Lose-Win-Situation, also entweder gewinnt der Kunde und der Buchmacher verliert oder der Kunde verliert und der Buchmacher gewinnt. Ein zu lasch reguliertes Glücksspiel führt dazu, dass der Buchmacher seinen Profit frei ausgestalten kann. Ihm wird die Freiheit eingeräumt, alle Risikofaktoren (=profitable Spieler) zu eliminieren, während er die gewinnbringenden Faktoren (=Problemspieler) bis auf den letzten Cent ausquetschen darf. Betriebswirte nennen das Gewinnoptimierung. Faktisch bedeutet Gewinnoptimierung im Sonderfall Glücksspiel eine systematische Diskriminierung bestimmter Kundengruppen.
Am Beispiel bet365 wird eines klar: Durch Rosinenpickerei schießen die Unternehmensgewinne in die Höhe. Dies ist Folge einer liberalen Geschäftspolitik Problemspielern und einer restriktiven Politik profitablen Spieler gegenüber. Gibt der Gesetzgeber den regulierten Wettanbietern dieses Instrument an die Hand, so wie es Lizenzbehörden aus Malta, Curacao, Gibraltar und den Kanalinseln bisher tun, werden profitable Spieler vom legalen Wettangebot ausgeschlossen und zurück ins illegale Glücksspielangebot gedrängt. Ich plädiere im Sinne einer Gleichbehandlung aller Spieler ausdrücklich für einen gesetzlich vorgeschriebenen Schutz von beiden Gruppen. Verlustlimits für Problemspieler, aber Mindestgewinnlimits für profitable Spieler.
In England finden seit einiger Zeit Debatten über ebendiese Problematik statt. Die Debatte um "Minimum bets", also minimale Einsatzlimits, hat es sogar ins englische Parlament geschafft. Inzwischen gibt es erste Anbieter, die infolge dieser Debatten ein minimales Einsatzlimit in ihre Geschäftsbedingungen übernommen haben: https://www.theguardian.com/sport/2018/sep/03/sky-bet-become-biggest-online-bookmaker-offer-minimum-bet-guarantee-horse-racing
Ich würde mir wünschen, dass wir in Deutschland im Rahmen der Ausgestaltung des nächsten Glücksspielstaatsvertrags auch eine Debatte darüber führen würden.
Mit freundlichen Grüßen
xxxxx
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bet365 als einer der umsatzstärksten Anbieter Europas könnte sich eine Limitierungsuntergrenze ohne Weiteres leisten. Zumal viele profitable Spieler auf Drittkonten verzichten könnten, würde eine bestimmte Limitierungsgrenze nicht unterschritten werden. Außerdem könnte b365 das schlaue Kapital nutzen, um nach dem Vorbild von Pinnacle die Effizienz von Quoten zu steigern.
Bei Pferdewetten haben erste Anbieter in UK bereits eine Minimum Bet Rule auf freiwilliger Basis umgesetzt (500 Pfund). Sportwetten könnten eines Tages folgen.
Randbookies hingegen werden nicht umhin kommen, Sharps bei der erstbesten Gelegenheit zu limitieren. Umsätze und Kapitaldecke dürften zu dünn sein, um sie über einen längeren Zeitraum hinweg einfach so gewähren zu lassen.
Zum Thema Limitierungspraxis möchte ich mich mal selbst zitieren aus einer E-Mail, die ich im Vorfeld einer Ministerpräsidentenkonferenz, auf der u.a. über den neuen Glücksspielstaatsvertrag debattiert wurde, an die Ministerpräsidenten geschickt habe:
"Sehr geehrte Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten,
haben Sie sich mit Blick auf Empfehlungen für den Glücksspielstaatsvertrag schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum man nicht nur Problemspieler, sondern auch profitable Spieler schützen sollte? In Debatten über den sogenannten Spielerschutz lese ich stets von der Gruppe der Problem- oder suchtgefährdeten Spieler. Noch nie wurde über die Gruppe der profitablen Spieler gesprochen. Aus eigener langjähriger Erfahrung weiß ich zu berichten, dass Sportwetter, die dem Buchmacher gegenüber erkennen lassen, dass sie langfristig mehr auszahlen als einzahlen, faktisch vom Wettangebot ausgeschlossen werden. Entweder werden die Einsatzlimits auf einstellige Euro- oder gar Cent-Beträge reduziert oder das Spielerkonto wird komplett geschlossen. Warum das aus meiner Sicht problematisch ist, möchte ich Ihnen kurz erläutern.
Zufällig lese ich heute diesen Artikel im Guardian: https://www.theguardian.com/business/2018/nov/21/bet365-denise-coates-paid-herself-an-obscene-265m-in-2017
bet365 gilt als Branchenprimus. Das Unternehmen zählt über 25 Mio. Kunden weltweit. Sie müssen wissen, dass der Erfolg des Unternehmens u.a. auf einer restriktiven Geschäftspolitik gegenüber profitablen Spielern beruht. bet365 hat ausgefeilte Algorithmen entwickelt, die unwirtschaftliche Spieler immer besser und früher identifizieren können, oft wenn diese sich noch in der Verlustzone befinden. Auf der anderen Seite werden Spieler, die als Gambler identifiziert, die also ihr Leben lang mehr ein- als auszahlen werden, mit Boni, Rabattierungen, Cashback-Aktionen und überdurchschnittlichen Einsatzlimits nur so überschüttet.
Mir ist bekannt, dass man sich bei der Ausarbeitung des deutschen Glücksspielstaatsvertrags Gedanken über Einsatz- und Verlustlimits von 1.000 EUR pro Monat gemacht hat. Zum Einsatzlimit kann ich Ihnen sagen, dass dies realitätsfremd ist. Es wird viele Anbieter von einer Bewerbung um eine Lizenz abhalten und den Problemspieler nach Erreichen des Einsatzlimits wieder in die Schattenwirtschaft treiben. Damit würde man am Status quo nicht viel verändern. Ein monatliches Verlustlimit wäre nur dann akzeptabel, wenn es auf der Gegenseite ein monatliches Mindestgewinnlimit für profitable Spieler gäbe.
Meiner Meinung nach ist es nicht zu rechtfertigen, dass der Wettanbieter einerseits den Problemspielern den roten Teppich ausrollt, während profitable Spieler bei der erstbesten Gelegenheit vor die Tür gesetzt werden. Das ist Rosinenpickerei. Die Glücksspielindustrie verweist hierzu auf die Vertragsfreiheit. Ich bin entschieden der Meinung, dass das Glücksspiel als gesonderter, wirtschaftlicher Bereich betrachtet werden muss, für den gewöhnliche Rechtsgrundsätze der freien Geschäftswelt nicht eins zu eins anwendbar sind.
Verweigert ein Kaufmann einem Verbraucher das Zustandekommen eines Kaufvertrags, so trägt nur der Kaufmann einen wirtschaftlichen Schaden davon. Diese Rechtslogik funktioniert beim Glücksspiel nicht. Glücksspiel ist kein Bereich, wo Wertschöpfung stattfindet. Es wird nie eine Win-Win-Situation geben, sondern immer nur eine Win-Lose- oder eine Lose-Win-Situation, also entweder gewinnt der Kunde und der Buchmacher verliert oder der Kunde verliert und der Buchmacher gewinnt. Ein zu lasch reguliertes Glücksspiel führt dazu, dass der Buchmacher seinen Profit frei ausgestalten kann. Ihm wird die Freiheit eingeräumt, alle Risikofaktoren (=profitable Spieler) zu eliminieren, während er die gewinnbringenden Faktoren (=Problemspieler) bis auf den letzten Cent ausquetschen darf. Betriebswirte nennen das Gewinnoptimierung. Faktisch bedeutet Gewinnoptimierung im Sonderfall Glücksspiel eine systematische Diskriminierung bestimmter Kundengruppen.
Am Beispiel bet365 wird eines klar: Durch Rosinenpickerei schießen die Unternehmensgewinne in die Höhe. Dies ist Folge einer liberalen Geschäftspolitik Problemspielern und einer restriktiven Politik profitablen Spieler gegenüber. Gibt der Gesetzgeber den regulierten Wettanbietern dieses Instrument an die Hand, so wie es Lizenzbehörden aus Malta, Curacao, Gibraltar und den Kanalinseln bisher tun, werden profitable Spieler vom legalen Wettangebot ausgeschlossen und zurück ins illegale Glücksspielangebot gedrängt. Ich plädiere im Sinne einer Gleichbehandlung aller Spieler ausdrücklich für einen gesetzlich vorgeschriebenen Schutz von beiden Gruppen. Verlustlimits für Problemspieler, aber Mindestgewinnlimits für profitable Spieler.
In England finden seit einiger Zeit Debatten über ebendiese Problematik statt. Die Debatte um "Minimum bets", also minimale Einsatzlimits, hat es sogar ins englische Parlament geschafft. Inzwischen gibt es erste Anbieter, die infolge dieser Debatten ein minimales Einsatzlimit in ihre Geschäftsbedingungen übernommen haben: https://www.theguardian.com/sport/2018/sep/03/sky-bet-become-biggest-online-bookmaker-offer-minimum-bet-guarantee-horse-racing
Ich würde mir wünschen, dass wir in Deutschland im Rahmen der Ausgestaltung des nächsten Glücksspielstaatsvertrags auch eine Debatte darüber führen würden.
Mit freundlichen Grüßen
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