Werder - Belgrad 3:1

Werder Bremen hat das Testspiel gegen Partizan Belgrad am Mittwochabend mit 3:1 gewonnen. Der serbische Meister ging zwar durch Grubjesic (20.) in Führung, doch Werder bewies trotz Unterzahl nach der gelb-roten Karte gegen Torsten Frings (48.) Moral. Erst erzielte der starke Miro Klose den Ausgleich (67.), dann drehten die Grün-Weißen das Spiel sogar noch. Tim Borowski (83.) und Nelson Valdez (84.) sorgten mit zwei Toren innerhalb von einer Minute für den 3:1-Endstand.

Die Erleichterung war groß bei den Werderanern. Nach dem 3:1-Sieg gegen Partizan Belgrad war Cheftrainer Thomas Schaaf am Mittwochabend gleich in zweierlei Hinsicht zufrieden. Nicht nur, dass seine Mannschaft nach dem 0:1-Pausenrückstand Moral bewiesen und das Spiel mit einer enormen Leistungssteigerung noch gedreht hatte. Schaaf war außerdem „froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, und spielte damit auf die raue Gangart des Gegners an, die zu mehreren hitzigen Situationen geführt hatte. Höhepunkt war eine Szene in der 90. Minute, als sich ein Großteil der Spieler beider Mannschaften buchstäblich „in die Haare“ geriet - Rudelbildung im beschaulichen Schruns. Schiedsrichter Thomas Gangl bestrafte dafür jedoch niemanden mehr, sondern pfiff die Partie einfach ab.

Zuvor hatte der österreichische Erstligareferee jedoch durch eine für ein Testspiel ungewöhnlich große Menge an gelben Karten und eine gelb-rote Karte gegen Torsten Frings nicht unbedingt zur Beruhigung beigetragen. Frings erklärte nach dem Spiel, wie es zu seinem Platzverweis kam: „Nach einem abseitsverdächtigen Pass der Belgrader hat der Schiedsrichter weiterlaufen lassen. Jurica Vranjes hat ihm dann zugerufen, dass es Abseits war. Der Schiedsrichter sagte aber, er solle ruhig sein. Daraufhin habe ich ihm nur gesagt, dass Jurica ganz normal redet.“ Was für Referee Gangl Grund genug war, Frings des Feldes zu verweisen. Das Positive an dieser für Testspiel-Maßstäbe wohl etwas überzogenen Entscheidung: Sie wird keine Folgen haben. „Der Schiedsrichter hat uns versichert, dass wir Torsten am Samstag im Ligapokal gegen Bayer Leverkusen einsetzen können“, so Geschäftsführer Klaus Allofs.
Allofs: „Gut für die Moral“
Die aggressive Spielweise der Serben erklärte sich Allofs so: „Natürlich hatten die Partizan-Profis einen Fitnessvorsprung, weil sie bereits länger trainieren. Aber für sie ist ein solches Spiel auch immer eine Gelegenheit sich so zu präsentieren, dass sie für einen Wechsel in eine andere Liga interessant werden.“ Umso mehr freute sich Allofs über die Art und Weise, wie Werder in der zweiten Hälfte ins Spiel zurückfand und es sogar noch drehte. „Wenn man als Gruppe zusammen wachsen muss und sich gemeinsam so erfolgreich wehrt wie wir in der zweiten Halbzeit, dann bleibt das haften. Es ist ein gutes Gefühl, so einen starken und aggressiven Gegner zu zehnt geschlagen zu haben. Dieser Erfolg war sehr wichtig für die Moral“, betonte Allofs.

Das war auch die Meinung von Torjäger Miroslav Klose, dem der Sieg jedoch auch etwas persönliche Genugtuung verschaffte. „In der ersten Halbzeit habe ich einen bösen Tritt abbekommen. Das hat mich richtig angestachelt“, verriet der Nationalstürmer. In der Tat: Nach der Pause wirkte Klose wie aufgedreht und leitete mit seinem Tor zum Ausgleich die Wende ein. Werder hatte sich der Spielweise des Gegners angepasst. „Die ganze Mannschaft ist in der zweiten Hälfte aggressiver aufgetreten. Wir haben gesehen, dass wir mit unserem Spiel nur auf diese Weise Erfolg haben können. Das war schon ein Vorgeschmack auf das, was uns in der Champions League-Qualifikation erwartet“, meinte Miro Klose. Schließlich spielt auch Partizan Belgrad als serbischer Meister in dieser Runde mit.

Kloses Sturmpartner Nelson Valdez, Torschütze zum 3:1, hatte noch einen anderen Grund für Werders Leistungssteigerung parat: „Nach den beiden Niederlagen gegen die Zweitligisten wollten wir nicht, dass so etwas nochmal passiert und haben uns für die zweite Hälfte richtig heiß gemacht.“ Zur Freude von Klaus Allofs krempelte die Mannschaft trotz des harten Trainings dann richtig die Ärmel hoch. Allofs: „Sie hat Willensstärke gezeigt. Man hat gemerkt, dass die ganze Gruppe zusammenstand unter dem Motto: Heute verlieren wir nicht.“

Einziger Wermutstropfen: Neuzugang Patrick Owomoyela musste in der 73. Minute mit einer Bänderdehnung im linken Sprunggelenk ausgewechselt werden und muss nun voraussichtlich ein bis zwei Tage pausieren. Doch der Nationalspieler wird es verschmerzen können. Am Donnerstag ist trainingsfrei, nach dem Mittag steht ein gemeinsamer Ausflug mit der Schrunser Bergbahn auf das Hochjoch auf dem Programm. Ein ruhiger Tag also, den sich die Mannschaft nach diesem letzten Test redlich verdient hat.

Augenthaler schafft die Viererkette ab

Die Viererkette ist seine Passion und Klaus Augenthaler lässt sie spielen, seit er Trainer ist. Doch die Zeiten und Gegebenheiten ändern sich, er muss flexibel reagieren. Und scheut dies nicht. Als vorläufiges Ergebnis steht: Bei Bayer wird die Viererkette abgeschafft, "dies", so der Trainer, "ist die Anpassung des Systems an mein Personal".

Bereits in der vergangenen Spielzeit offenbarten sich Probleme auf der rechten Abwehrseite. Doch den Ausfall von Clemens Fritz konnte Bayer kompensieren. Mal spielte Bernd Schneider hinten rechts, mal Gonzalo Castro. Beide freilich haben ihre Stärken im zentralen Mittelfeld. Endgültig gelöscht ist dieser Herd noch nicht, weil Clemens Fritz zwar wieder trainiert, doch sicherlich Zeit benötigt, um die alte Form wiederzufinden.

Wo man rechts mit den Notlösungen leben konnte, geht links seit Diego Placentes Abschied aktuell nichts. Der Brasilianer Athirson zeigt offensiv gute Ansätze, defensiv aber große Defizite. Die müssen behoben werden, "das kriegen wir auch hin", sagt Klaus Augenthaler. Doch weil in dieses Unterfangen einiges an Zeit investiert werden muss, wird nun eben umgedacht. Er soll in Zukunft da eingesetzt werden, wo er seine Stärken hat: im linken Mittelfeld. Damit bleiben in der Abwehrreihe drei Mann übrig. Kern und Kopf der Dreierkette wird Carsten Ramelow sein, ihm zur Seite werden Juan und Roque Junior agieren. Vorteil dieser erzwungenen Umstellung: Bayer gewinnt einen, je nach Ausrichtung sogar zwei, Mann für das Mittelfeld. Klaus Augenthaler kann mit dem vorhandenen Offensivpotenzial sowohl ein 3-5-2 als auch ein 3-4-3 spielen lassen. "Wir sind sehr flexibel in Mittelfeld und Angriff", sagt der Trainer, wer einen Schneider, einen Freier, einen Voronin (spielt in der ukrainischen Nationalmannschaft rechts hinter Shevchenko) oder eben ein Athirson (der auch im Zentrum spielen kann) hat, darf dies beruhigt so sagen. Und kann sich damit abfinden, dass die Viererkette zunächst mal ad acta gelegt werden muss. Die Alternative wäre, noch zu Beginn der Meisterschaft zu testen. "Das ist zu riskant", sagt Augenthaler, der weiß: Wichtiger als alle Überzeugungen sind vor allen Dingen Ergebnisse.