Test-Match-Series England – West Indies, Match 1, Mittwoch, 10.07.2024, 12 Uhr, Lord’s, London
Nach drei Monaten ununterbrochener White Ball-Action mit der IPL und dann dem T20 World Cup sind wir jetzt zurück im klassischen Fünf-Tages-Format des Red Ball-Cricket. Test-Cricket steht auf dem Programm. Über die nächsten Monate stehen eine Reihe interessante Serien an. Und im nächsten Juni stehen sich im Lord’s Cricket Ground in London die beiden ersten Mannschaften der Rangliste für das Endspiel des Test-Cricket-WM gegenüber.
Und an eben dieser Stelle steigt das erste von drei Test-Matches zwischen England und den West Indies. Beide Mannschaften stehen etwas im Umbruch (mehr dazu unten), aber England ist klarer Favorit (Quoten 1,06 auf England, 9,5 auf die West Indies) und so natürlich nicht spielbar. Der Value liegt auf den West Indies, aber statt hier die Chancen zu suchen, habe ich eine andere Idee:
Player of the match: James Anderson @6 (diverse) 2/10
Um die Wette zu verstehen, muß ich etwas ausholen. Englands Stärke in dieser Mannschaft ist das Batting. Aggressives Batting (bekannt als Bazball, eingeführt vom neuseeländischen Coach Brendon McCullum) wurde zum Markenzeichen, ging aber teilweise auch richtig nach hinten los (siehe die 1:4 Test-Niederlage in Indien). Bairstow nimmt eine verdiente Auszeit, aber die Batting Order ist mit Crawley, Duckett, Pope und Root u.a. gut besetzt. Bei den Windies sind die Bowler die Stärke, die Angreifer um Jason Holder können sich in (fast) jeder Mannschaft sehen lassen. Diese Duelle werden sehr interessant.
Entschieden wird das Match meiner Meinung aber wie die West Indies-Batter mit den englischen Bowlern zurechtkommen. Hier stehen eine Reihe talentierter junger Spieler im Aufgebot, die aber noch Erfahrung sammeln müssen und in ihren Möglichkeiten limitiert sind. Ich bin sehr gespannt, wie sich Batter wie Alick Athanaze in den englischen Bedingungen schlagen.
Ebenso ist die englische Bowling-Line mit einer Ausnahme nicht Weltklasse, Gus Atkinson wir zu einem Einsatz kommen, für die weiteren Matches sind Talente wie Dillon Pennington fest eingeplant. Wie werden diese vor eigenem Publikum mit dem Druck umgehen? Hier wird die Entscheidung fallen.
Warum ich nicht auf die West Indies setze, ist die Tatsache, daß ein Bowler für England den Unterschied macht: James Anderson bestreitet heute sein 188. und letztes Test-Match für England. Wer sich die Pressekonferenz im Internet ansieht, versteht, daß die Entscheidung, sich aus dem Test-Cricket für England zurückzuziehen, wohl nicht ganz freiwillig gefallen ist („… I didn’t have a choice“). Während Anderson kein Theater gemacht hat, war er doch sichtlich bemüht, die Emotionen nicht überkochen zu lassen.
Für mich ist das die perfekte Konstellation. Der mit Abstand beste Bowler der Mannschaft, der dem Trainer-Team etwas beweisen will. Anderson hat in England den Spitznamen „Clouderson“, weil seine besten Performances bei kaltem, windigem englischen Wetter kamen. Ideale Voraussetzungen, wenn man sich den Wetterbericht für London anschaut. Wenn einer durch die unerfahrene Batting-Line der West Indies gehen kann, dann Anderson.
Anderson ist erst der dritte Spieler, der 700 Test Wickets erreichen konnte. Dort steht er momentan. Auf Platz 2 der ewigen Rangliste liegt Shane Warne mit 708. Auch das dürfte den Ehrgeiz im letzten Match anstacheln.
Alles kann passieren, aber zu dieser Quote bin ich mit einem kleinen Einsatz dabei.
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