Münster (dpa) - Schmuddelige Buden im Rotlichtmilieu, dunkle Hinterzimmer und verschlagene Buchmacher - jahrzehntelang war das Wetten in Deutschland illegal und entsprechend an den Rand der Gesellschaft gedrängt.
Erst eine Lücke im deutsch-deutschen Einigungsvertrag machte auch in der neuen Bundesrepublik das Wetten auf Sportereignisse möglich. Mit dem Anbieter Sportwetten Gera fing alles an, heute ist die Wettszene in Deutschland auf dem Sprung zum Milliardengeschäft. 481 Millionen Euro setzte 2004 allein Marktführer Oddset, die Wettspieltochter der staatlichen Lotteriegesellschaften, mit Wetten um.
«Den Gesamtmarkt schätzen wir auf 700 bis 800 Millionen Euro», sagt Hartmut Schulz, Sprecher der Nummer zwei in der Branche, betandwin. «80 Prozent des Geschäfts beziehen sich auf Fußball», sagt sein Kollege Wolfgang Feldner von Oddset in München. Die Tendenz ist stark steigend und das Wettfieber hat vor Beginn der Fußball-WM 2006 im eigenen Land bisher ungeahnte Temperaturen erreicht - und führt mit dem Fall von Fußball-Schiedsrichter Robert Hoyzer gleich zu einem handfesten Skandal.
Abgesehen von Einzelfällen ist nach Ansicht Feldners die Möglichkeit der Manipulation größer, je weniger Menschen an einem Sportereignis beteiligt sind. «Der klassische Fall ist Boxen», beschreibt er die Risiken. Oddset versuche daher, beim Fußball auf Kombinationswetten mit drei Spielen auf einem Tipp zu setzen. Spezialwetten, etwa in welcher Minute ein Elfmeter gepfiffen wird, bietet die staatliche Wett-Gesellschaft gar nicht erst an. «Da ist zu schnell mal einer im Strafraum umgenietet», sagt Feldner.
Um die Sicherheit zu erhöhen, überwacht Oddset auch die eingehenden Wetten zusätzlich per Computer und menschlichem Auge. Wird allzu häufig der Höchstbetrag von 500 Euro auf einen Außenseiter getippt, schreiten die Wächter ein. «Wir können das Spiel jederzeit abbrechen», sagt Feldner. Auch im Fall der möglicherweise von Hoyzer bewusst manipulierten DFB-Pokalpartie SC Paderborn - Hamburger SV habe es diese Auffälligkeiten gegeben. «Wir haben sofort die Polizei eingeschaltet», sagt Feldner.
betandwin schwört auf ein anderes Sicherheitskonzept. «Bei uns müssen sich alle Mitspieler mit Personalausweis oder Kreditkarte identifizieren», sagt Schulz. Beim Konkurrenten Oddset reicht die Spielquittung aus der Annahmestelle.
Für Feldner ist das A und O eines geregelten Wettbetriebes, keinen beliebigen Wildwuchs bei den Anbietern zuzulassen. «Der Glücksspielmarkt in Deutschland darf sich nicht beliebig entwickeln», sagt er und fordert härtere staatliche Kontrollen. Neben Oddset sind derzeit noch etwa fünf Anbieter auf dem Markt, die sich über so genannte Ost-Lizenzen als Überbleibsel aus dem Einigungsvertrag in Deutschland legitimieren. Daneben gibt es einen bunten Strauß ausländischer Anbieter vor allem aus Österreich und Großbritannien, die über das Internet auf den deutschen Markt drängen.
Für den Kölner Rechtsanwalt Wolfgang Hecker ist das ein illegaler Umtrieb. Hecker, der Oddset in zahlreichen Verfahren vertritt, steht auf dem Standpunkt: «Wer Glücksspiel in Deutschland anbieten will, braucht eine Genehmigung.» Das so genannte «Gambelli-Urteil» des Europäischen Gerichtshofes von 2003, das im Prinzip die Niederlassungsfreiheit für Wettanbieter in Europa garantiert, stehe dem nicht entgegen, sagt er. Der Staat dürfe das Glücksspiel begrenzen, solange er bei seinem eigenen Angebot soziale Belange, etwa den Kampf gegen Spielsucht oder Wildwuchs, mitberücksichtigt. Dies sei bei Oddset eindeutig gegeben, argumentiert Hecker. «Keiner wirbt so aggressiv wie Oddset», hält Konkurrent Hartmut Schulz von betandwin dagegen.
Der Deutsche Buchmacherverband (Essen) hat derweil eine klare rechtliche Regelung für die Abwicklung von Sportwetten verlangt. Der Markt in Deutschland sei völlig undurchsichtig, sagte der Sprecher des Verbandes, Norman Albers. Marktführer Oddset wolle private Konkurrenz ausschließen. «Dadurch werden enorme Wettumsätze ins Ausland verschoben», beklagte Albers.
Der Deutsche Buchmacherverband vertritt rund 40 Mitglieder mit 70 Geschäften bundesweit, die ausschließlich Pferdewetten anbieten. Sie fordern seit Jahren, auch andere Sportwetten anbieten zu dürfen. «Oddset darf etwas, was klassische Buchmacherei ist, und die klassischen Buchmacher dürfen es nicht», sagte Eva Hülsenbeck von dem Essener Verband. Das Bundesverfassungsgericht will in der zweiten Jahreshälfte eine Grundsatzentscheidung zur Liberalisierung des Wettmarktes treffen.
Der Buchmacherverband sprach sich zudem für ein striktes Wettverbot für Funktionäre aus. Auch hier würde nach Ansicht von Albers eine verbindliche rechtliche Regelung weiterhelfen.
Erst eine Lücke im deutsch-deutschen Einigungsvertrag machte auch in der neuen Bundesrepublik das Wetten auf Sportereignisse möglich. Mit dem Anbieter Sportwetten Gera fing alles an, heute ist die Wettszene in Deutschland auf dem Sprung zum Milliardengeschäft. 481 Millionen Euro setzte 2004 allein Marktführer Oddset, die Wettspieltochter der staatlichen Lotteriegesellschaften, mit Wetten um.
«Den Gesamtmarkt schätzen wir auf 700 bis 800 Millionen Euro», sagt Hartmut Schulz, Sprecher der Nummer zwei in der Branche, betandwin. «80 Prozent des Geschäfts beziehen sich auf Fußball», sagt sein Kollege Wolfgang Feldner von Oddset in München. Die Tendenz ist stark steigend und das Wettfieber hat vor Beginn der Fußball-WM 2006 im eigenen Land bisher ungeahnte Temperaturen erreicht - und führt mit dem Fall von Fußball-Schiedsrichter Robert Hoyzer gleich zu einem handfesten Skandal.
Abgesehen von Einzelfällen ist nach Ansicht Feldners die Möglichkeit der Manipulation größer, je weniger Menschen an einem Sportereignis beteiligt sind. «Der klassische Fall ist Boxen», beschreibt er die Risiken. Oddset versuche daher, beim Fußball auf Kombinationswetten mit drei Spielen auf einem Tipp zu setzen. Spezialwetten, etwa in welcher Minute ein Elfmeter gepfiffen wird, bietet die staatliche Wett-Gesellschaft gar nicht erst an. «Da ist zu schnell mal einer im Strafraum umgenietet», sagt Feldner.
Um die Sicherheit zu erhöhen, überwacht Oddset auch die eingehenden Wetten zusätzlich per Computer und menschlichem Auge. Wird allzu häufig der Höchstbetrag von 500 Euro auf einen Außenseiter getippt, schreiten die Wächter ein. «Wir können das Spiel jederzeit abbrechen», sagt Feldner. Auch im Fall der möglicherweise von Hoyzer bewusst manipulierten DFB-Pokalpartie SC Paderborn - Hamburger SV habe es diese Auffälligkeiten gegeben. «Wir haben sofort die Polizei eingeschaltet», sagt Feldner.
betandwin schwört auf ein anderes Sicherheitskonzept. «Bei uns müssen sich alle Mitspieler mit Personalausweis oder Kreditkarte identifizieren», sagt Schulz. Beim Konkurrenten Oddset reicht die Spielquittung aus der Annahmestelle.
Für Feldner ist das A und O eines geregelten Wettbetriebes, keinen beliebigen Wildwuchs bei den Anbietern zuzulassen. «Der Glücksspielmarkt in Deutschland darf sich nicht beliebig entwickeln», sagt er und fordert härtere staatliche Kontrollen. Neben Oddset sind derzeit noch etwa fünf Anbieter auf dem Markt, die sich über so genannte Ost-Lizenzen als Überbleibsel aus dem Einigungsvertrag in Deutschland legitimieren. Daneben gibt es einen bunten Strauß ausländischer Anbieter vor allem aus Österreich und Großbritannien, die über das Internet auf den deutschen Markt drängen.
Für den Kölner Rechtsanwalt Wolfgang Hecker ist das ein illegaler Umtrieb. Hecker, der Oddset in zahlreichen Verfahren vertritt, steht auf dem Standpunkt: «Wer Glücksspiel in Deutschland anbieten will, braucht eine Genehmigung.» Das so genannte «Gambelli-Urteil» des Europäischen Gerichtshofes von 2003, das im Prinzip die Niederlassungsfreiheit für Wettanbieter in Europa garantiert, stehe dem nicht entgegen, sagt er. Der Staat dürfe das Glücksspiel begrenzen, solange er bei seinem eigenen Angebot soziale Belange, etwa den Kampf gegen Spielsucht oder Wildwuchs, mitberücksichtigt. Dies sei bei Oddset eindeutig gegeben, argumentiert Hecker. «Keiner wirbt so aggressiv wie Oddset», hält Konkurrent Hartmut Schulz von betandwin dagegen.
Der Deutsche Buchmacherverband (Essen) hat derweil eine klare rechtliche Regelung für die Abwicklung von Sportwetten verlangt. Der Markt in Deutschland sei völlig undurchsichtig, sagte der Sprecher des Verbandes, Norman Albers. Marktführer Oddset wolle private Konkurrenz ausschließen. «Dadurch werden enorme Wettumsätze ins Ausland verschoben», beklagte Albers.
Der Deutsche Buchmacherverband vertritt rund 40 Mitglieder mit 70 Geschäften bundesweit, die ausschließlich Pferdewetten anbieten. Sie fordern seit Jahren, auch andere Sportwetten anbieten zu dürfen. «Oddset darf etwas, was klassische Buchmacherei ist, und die klassischen Buchmacher dürfen es nicht», sagte Eva Hülsenbeck von dem Essener Verband. Das Bundesverfassungsgericht will in der zweiten Jahreshälfte eine Grundsatzentscheidung zur Liberalisierung des Wettmarktes treffen.
Der Buchmacherverband sprach sich zudem für ein striktes Wettverbot für Funktionäre aus. Auch hier würde nach Ansicht von Albers eine verbindliche rechtliche Regelung weiterhelfen.
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